038 Bewegung-Begegnung | Dreiländer-Radweg A-CH-FL

In die Nachbarschaft des Vorarlberger Oberlandes

Klaus-Koblach Bhf. - Meiningen - Oberriet (CH) - Rüthi (CH) - Lienz (CH) - Salez (CH) - Ruggell (FL) - Bangs-Meiningen - Klaus-Koblach Bhf.

 

Sechs Gemeinden im Alpenrheintal-Dreiländereck haben sich zum Ziel gesetzt, die Beziehungen über die Landesgrenzen hinaus zu vertiefen und die grenzüberschreitende Begegnung zu fördern. Um das zu erreichen, haben sie im Jahr 2006 das Projekt Bewegung-Begegnung ins Leben gerufen. Ein Weg mit hohem Erlebniswert verbindet diese Orte. Es sind dies die Schweizer Ortschaften Altstätten-Lienz, Oberriet, Rüthi und Sennwald-Salez, Ruggell in Liechtenstein sowie Feldkirch und Meiningen in Österreich. Mit Rad und öffentlichem Verkehr kann die Runde am besten vom S-Bahnhof Klaus aus befahren werden, welche dann erst ab Meiningen beschildert ist.

 

Charakter

 

Die insgesamt flache Tour, die ab Meiningen-Sportplatz mit der Nr. 11 beschildert ist, führt durch ländlich geprägte, in historischen Zeiten durch Rhein-Hochwasser geplagte Grenzgemeinden im Dreiländereck Österreich-Schweiz-Liechtenstein.. Es werden der Alpenrhein überquert, idyllische Feldwege an Nebenkanälen des Rheins befahren, Burgruinen und Waldabschnitte passiert, bevor zum Abschluss die herausragenden Naturschutzgebiete um Ruggell, Matschels und Illspitz besucht werden. Während der ganzen Tour können auf zahlreichen Übersichtstafeln viele interessante regionale Aspekte aus Kultur, den vorhandenen und sichtbaren Naturschätzen, Wissen über die Zähmung des Alpenrheins sowie Informationen zur Wasserkraftnutzung erforscht werden. Es gibt die Möglichkeit viele große und kleine Vögel sowie andere Tiere und seltene Pflanzen zu beobachten. Wunderbare Rastplätze, Gastgärten, weitere Verweilorte und Selbstversorungsmöglichkeiten etwa wie einzelne Bio-Hofläden sind vorhanden. Die umfangreiche Beschilderung zeigt verschiedene Richtungsvarianten an. Die im Projekt nummerierten Standorte von 1-15 können alle gut abgefahren werden ohne sämtliche Anfahrmöglichkeiten in Anspruch zu nehmen. Der Besuch des Walderlebnispfades in Altstätten-Lienz ist nur für E-Biker und konditionsstarke Radler zu empfehlen. Für dieses Zwischenziel ohne Fahrradbenutzung  (Projektweg Nr. 16) werden ca.  1,5 Stunden Zeit benötigt.

Route

 

Klaus Bahnhof – Koblach-Dürne – Frutzmündung - Rheindamm - Sportplatz Meiningen -  Schloss Blatten (CH) – Rheintaler Binnenkanal – Biermuseum Rüthi – Ortsmuseum Rüthi – Waldlehrpfad Lienz-Rüthi – Fischereihütte Lienz  (Bewegung-Begegnung Standort Nr. 1) – Rastplatz Kraftwerk Lienz – Rastplatz Forstegg Salez – Küefer-Martin-Huus Ruggell – Freizeitpark Widau – Kanalmündung Ruggell – Kapelle Bangs – Illspitz – Anglerparadies Güfel – Lisilis Biohof – Weitried - Klaus Bahnhof

Routenbeschreibung, Besonderheiten & Einkehrmöglichkeiten

Vom Bahnhof Klaus führt die Route zunächst durch die hintereinander folgenden Unterführungen der Bahn und der Autobahn A14. Dort wird die Bundesstraße in Richtung Dürne überquert. Vorbei bei der Kläranlage des Abwasserverbandes Vorderland folgt rechts eine kleine Idylle mit Fischteich. Weiter geht's auf Naturweg parallel zur Frutz am Klausbachdamm entlang bis zur Straßenverbindung Koblach-Meiningen. Dort wechseln wir über die Brücke zum beschilderten geschotterten Radweg. 

Bei der Frutzmündung befindet sich ein toller Spiel- bzw. Grillplatz auf der rechten Seite des Flusses. Der Alpenrhein, der in Süd-Nord-Richtung vor uns liegt wird zwischen dem Gebiet Churs und dem Bodensee von ca. 500 000 Menschen bewohnt. Bis ins 19. Jahrhundet erlebte der einst größte unkontrollierte Wildfluss Europas riesige Überschwemmungen, die "Rhein-Not". Mit dem Staatsvertrag von 1892 wurde mit einem Staatsvertrag zwischen Österreich und der Schweiz die Internationale Rheinregulierung (IRR) gegründet. Im Mai 2024 wurde ein neuer Staatsvertrag unterzeichnet, um den Hochwasserschutz im Projekt RHESI (Rhein - Erholung und Sicherheit) nocheinmal deutlich zu verbessern, in dem die Dämme saniert und viele Bereiche des begradigten Flusses renaturiert werden um die tragbaren Abflussmengen deutlich erhöhen zu können. 

Die Route wird nun asphaltiert auf dem Rheindamm nach Meiningen fortgesetzt.

Beim Sportplatz Meiningen direkt am Rhein gelegen, treffen wir auf eine erste Standorttafel (Nr. 11) des Projekts Bewegung-Begegnung. Von der Rheinbrücke nach Oberriet ist bereits die Burgruine von Schloss Blatten zu sehen. Nach der Autobahnabfahrt der A13 und der abzweigenden Staatsstraße in Richtung Rüthi folgt die Abzweigung zur übergeordneten Schweizer Radroute Nr. 2. 

Direkt vor uns liegt der Parkplatz der Burgruine Schloss Blatten mit Fahrradabstellmöglichkeiten. Wahlweise können von hier die Stufen genommen werden, um nach 35 Höhenmeter das Burggelände zu erreichen. Oder man umfährt die Burg auf einem gut zugänglichen Fahrweg, was eher für E-Biker zu empfehlen ist. Feuerstelle, Vitaparcours und Kinderspielplatz laden im Burggelände zum Verweilen ein. 

Die Burg Blatten wurde in der Mitte des 13. Jhdts. von Abt Berchthold von Falkenstein gegen die Grafen von Montfort errichtet. Nach deren Zerstörung um 1799 wurde das Wahrzeichen von Oberriet als Landmarke erhalten. 

Die Radroute führt nun asphaltiert in Richtung Rüthi und schon bald dem Rheintaler Binnenkanal entlang. Der Kanal beginnt flussaufwärts  in der Gemeinde Sennwald und bildet in St. Margrethen die Fortsetzung des alten Rheinlaufes, welcher bei Altenrhein in den Bodensee mündet. Der Kanal nimmt das Wasser der vielen Seitenbäche und Drainageleitungen der Melioration der Rheinebene auf. Umsäumt von den Alleebäumen dient er auch als Fischereigewässer und beliebter Naherholungsraum. Der Abschnitt zwischen Schloss Blatten und Rüthi wirkt sehr idyllisch, im und am Bach lebende Tiere können meist beobachtet gut werden. Es gibt im ganzen Abschnitt vorhandene Bänke und Rastgelegenheiten. 

In Rüthi passiert der gut beschilderte Weg das Biermuseum (Anmeldung erforderlich) sowie das Ortsmuseum, welches es aus den drei ObjektenJeanettes`s Puppenmuseum im Zivilschutzgebäude, dem Schwärzerles-Theres-Huus sowei dem alten Schulhaus besteht.

Beschilderter Projektstandort Nr. 1 ist die Fischereihütte Lienz. Das Schweizer Lienz, das gleich ausgeprochen wird wie sein Pendant in Osttirol ist, ist eine Exklave der Stadtgemeinde Altstätten, die sich etwa 15 Kilometer weit entfernt, nordwestlich gelegen, im mittleren Rheintal befindet. Etwas unterhalb des Ortskernes beim nahegelegenen Binnenkanal befindet sich diese nette Einkehrgelegenheit, welche vom Fischereiverein Rüthi seit 1984 betrieben wird.

Gleich anschließend befindet sich eines der drei im Zuge der Rheinregulierung im Jahr 1906 entstandenen Kraftwerke am Rheintaler Binnenkanal, das Kraftwerk Lienz. Zwei weitere befinden sich in Oberriet nahe der Staatsgrenze nach Österreich sowie in Montlingen. Beim Rastplatz auf der rechten Seite besteht eine Möglichkeit zu grillen. 

Nach mehreren Kilometern Weiterfahrt, wo dann ab Höhe Sennwald der Weg geschottert ist, wird bei Sennwald das Seniorenheim Bad Forstegg passiert und die Burg Forstegg erreicht, die am Rande des Schlosswaldes auf Hügeln eines einstigen Bergsturzes liegt. Mit dem daneben liegenden aus dem 17. Jahrhundert stammenden Zeughaus bietet sie eine wunderbare Fotokulisse. Die Burg selbst wurde um 1200 von den Freiherrn von Sax  errichtet, wurde 1615 von der Stadt Zürich gekauft und war lange Sitz des Landvogts, sie zerfiel im 19. Jahrhundert schrittweise bis 1894 zur Ruine. Sie ist im Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. 

Die Route führt nun weiter vorbei über einen Naturpfad, dem Galgemad, einem alten Richtplatz und einer Stelle, an der Karrenspurren der alten Landstraße zu entdecken sind, über den Ortskern von Sennwald-Salez zum Rheindamm und dann über die Brücke nach Ruggell im Fürstentum Liechtenstein. Sehenswert ist das fast 300 Jahre alte Küefer-Martis-Huus, ein heutiges Kulturhaus mit musealem Charakter.

Vorbei bei der großzügigen Freizeitanlage Widau, in der sich neben den Fußballplätzen eine Skill-Area mit Klettermöglichkeiten, einem Trampolin und diversen Balancegeräten für ältere Kinder befinden geht es bald durchs Naturschutzgebiet Ruggeller Riet, ein Torfgebiet welches ca. 90 Hektar groß ist. Fauna und vor allem Flora bieten dem Naturliebhaber ein herrliches Naturerlebnis. Flachmoore, Weiher, Hecken, Bäume und Streuwiesen bieten vielen gefährdeten Tieren und Pflanzen einen idealen Lebensraum. Sogar der Storch ist wieder eingezogen. Mehrere Holzschilder am Wegrand  informieren über die Artenvielfalt. Beim Bangshof der Familie Hasler gibt es einen Hofladen. Anziehungspunkt ist aber besonders auch die Blüte der Sibirischen Schwertlilie Ende Mai, Anfang Juni: Grosse Gebiete verwandeln sich in einen blauen Teppich.  Der Auslauf des Binnenkanals in den Rhein wurde renaturiert, und bei der Kanalmündung ist eine schattenspendende Grillstelle im Gebiet Weienau.

Bald wird ein Graben erreicht, über den wir zurück nach Österreich kommen, ins Gebiet von 

Bangs und Naturschutzgebiet Bangs-Matschels.  Auch hier findet man eine ähnliche Vegetation mit der Blüte der Sibirischen Schwertlilie Ende Mai, Anfang Juni. Zuvor passiert man Bangs, das westlichste Dorf Österreichs, welches zum Stadtgebiet von Feldkirch bzw. zum Stadtteil Nofels zählt. Bangs, das sich bis ins 18. Jahrhundert recht gut entwickeln konnte (ca. 250 Einwohner, damals größer als Nofels), wurde immer öfter von Überschwemmungen heimgesucht. Ende des Jahrhunderts begann aufgrund der stetig steigenden Hochwassergefahr eine Abwanderung zum etwas höher gelegenen Nofels. 1799 gelangte im Zuge der Napoleonischen Kriege eine Truppe französischer Soldaten nach Bangs. Obwohl die Kundschafter gemäß mündlicher Überlieferung nach einer Verköstigung ohne großen Schaden anzurichten wieder abzogen, saß der Schrecken in der Bevölkerung doch tief. Davon zeugt ein Votivbild und eine 1818 zur Erinnerung vor der Kapelle gepflanzte „Franzosen-Ulme“. Der Baum wurde später unter Denkmalschutz gestellt, musste im Jahr 2013 aber wegen Altersschwäche gefällt werden.

Nun geht es über Matschels und das über 450 Hektar große Naturschutzgebiet zum Illspitz, bei dem die in der Silvretta entspringende Ill in den Rhein mündet. 

Dort befindet sich das unterirdisches Kraftwerk Illspitz, das 2014 eröffnet wurde. Sämtliche Teile sind für die Bevölkerung zugänglich und laden mit dem schönen Panorama zu allen umliegenden Bergen mit Blick auf Ill und Rhein zum „Chillen“ und Seele baumeln ein. Die gewählten Umweltbegleitmaßnahmen garantieren nicht nur eine Verbesserung der ökologischen Verhältnisse, sie stellen auch eine absolute Verbesserung der Attraktivität dar, wie sich anhand der sich ebenfalls dort befindlichen „kleinen Ill“ gezeigt hat. Der im Laufe der letzten Jahrzehnte stark gesunkene Grundwasserspiegel im Bereich des angrenzenden Auwalds, als Folge der Eintiefung des Rheins und die kanalartige Verbauung der Ill, stellten große Defizite dar und boten damit ausreichend Potenzial für Verbesserungen. Diese ökologischen Verbesserungen waren deshalb bereits von Beginn an Bestandteil des Projekts. Das Kraftwerk Illspitz hat eine Ausbauwassermenge von 120 m³/s bei einer

Fallhöhe von 5-8m und produziert mit seinen beiden Kaplan-Rohrturbinen bei einer Maximalleistung von 7.200 kW jährlich ca. 29 Millionen Kilowattstunden elektrische Energie. Das entspricht dem Verbrauch von ca. 7.600 Feldkircher Haushalten.

Über die als Fotomotiv und Fotopoint sehr beliebte Illbrücke fahren wir weiter zur etwa 400 Meter weiter südlich gelegenen Holzbrücke der Kleinen Ill, die im Zuge des Kraftwerksbaus errichtet wurde. Schon bald erreichen wir Meiningen, dem Ausgangspunkt der beschilderten Dreiändertour.

Anglerparadies Güfel, Meiningen Es besteht die Möglichkeit zu Angeln oder Einzukehren am idyllischen Fischteich. Am Ende der Tour lässt sich hier noch einmal richtig die Seele baumeln. 

Lisilis Biohof Hofladen Am südwestlichen Ortsrand von Meiningen gelegen besteht noch die Möglichkeit Bioprodukte einzukaufen. Es gibt einen SB-Automaten.

 

Abschluss der Tour Von Meiningen geht es entweder zurück wieder über den Sportplatz (der Projekt-Beschilderung folgend) oder über die im Plan ausgewiesene Route über das Weitried zur Kriegerbrücke. Dort trifft man auf die Beschilderung des Erlebnisradweg Weitried, welche von in der Nähe wohnenden Radfahrer als Feierabendrunde innerhalb einer Stunde absolviert werden kann. Beeindruckend im Weitried sind die mehr oder weniger großen Reiterhöfe. Von der Kriegerbrücke, über welche die Bundesstraße von Rankweil kommend über die Frutz führt, fährt man nun am Fahrradweg neben der Hauptstraße in Richtung Autobahnauffahrt A14. Nach dem Möbelgeschäft "Frame" und dem Arena-Imbiss, geht es unter der Autobahnunterführung durch, dann scharf links zum Bahnhof Klaus-Koblach.

Fakten

 

Ausgangspunkt Klaus-Koblach Bahnhof | alternativ auch ab:  Sulz-Röthis Bahnhof, Rankweil Bahnhof, Feldkirch-Amberg Bahnhof, Feldkirch Bahnhof

Routenlänge ca. 42 km | davon Asphalt ca. 17 km | Naturweg ca. 10 km | Schotterweg ca. 8,5 km | Strasse ca. 6 km | Pfad < 0.5 km

Dauer, Zeitspanne 3:00 h („E-Bike 25 km/h“) – 4:00 h („Biobike“)

Empfohlenes Zeitbudget für zusätzliches Verweilen und Einkehr: mindestens 5 Stunden

Höhenunterschied ca. 100 m | Niedrigster Punkt: 420 m | Höchster Punkt: 454 m

 

Schwierigkeitsgrad 1 (sehr einfach) - 5 (sehr schwierig)

Biobike (2)

E-Bike 25 km/h (1)

 

Erlebniswert Kultur ***  Natur ***** Natur ***** Tiere **** Panorama ***** Familie ***** 

 

Empfohlene Abkürzungen & Varianten

 

 

Die beschilderte Runde zwischen Meiningen und Sennwald-Salez kann alternativ jederzeit beliebig je nach Wohnort oder neu gewähltem Bahnhof gestartet oder abgekürzt werden. Problemlos kann die Runde auch in umgekehrter Richtung abgefahren werden    

  • Routenvariante ab/nach Bahnhof Feldkirch: Ab oder nach  Ruggell nicht über Illspitz, sondern über Feldkirch-Nofels.
  • Routenvariante ab/nach Bahnhof Rankweil: Ab oder zum Illspitz nicht über das Weitried nach Klaus-Koblach, sondern Badeaufenthalt bei den Baggerseen Paspels 

Es ist nicht notwendig die Route beim Standort Nr. 1 in Altstätten-Lienz zu starten. Wer dies dennoch unbedingt tun möchte, dem sei empfohlen von Feldkirch-Bahnhof, über Feldkirch-Nofels und Bangs den Projektweg anzusteuern.

 

Quelle(n)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0